Modernes Idyll
1906 durch eine Stiftung von Margarethe Krupp gegründet, vereint die Margarethenhöhe noch heute Werte, die modernen Erwartungen gerecht werden. Stadt nah und doch im Grünen bietet die Gartenvorstadt seinen Bewohnern eine Wohn- und Lebensqualität, die einzigartig ist. Als „Dichtung aus Grün und Stein“ tituliert ist sie ein modernes Idyll.
Eigene Schulen, Kirchengemeinden, Gastronomiebetriebe und Einkaufsmöglichkeiten sorgen für kurze Wege in dem seit 1948 eigenständigen Stadtteil. Eine bewusst ausgewogene Bewohnerstruktur trägt bereits seit Gründung zu einem funktionierenden Sozialleben bei. Und die weitreichenden Ideen der Stifterin finden nach wie vor ihre Bestätigung in der hohen Identifikation und Zufriedenheit der Siedlungsbewohner.
Der größte Teil der älteren Margarethenhöhe steht seit 1987 offiziell unter Denkmalschutz, was den historischen Rang der Anlage unterstreicht. Anerkennung findet der herausragende Entwurf des Architekten und Stadtplaners Georg Metzendorf auch darin, dass die Siedlung längst selbst Attraktion für die Besucher Essens geworden ist.
Heute leben hier ca. 8.000 Menschen in 3.091 Wohneinheiten, 419 davon sind Einfamilienhäuser.
Die Begeisterung überdieses Werk sowie die soziale Umsicht und der gestalterische Weitblick der Gründerin prägen auch nach 100 Jahren die Arbeit der Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge. Die Stiftung ist ein eigenständiges Wohnungs-Unternehmen, das sich der Aufgabe widmet, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen, zu vermieten, zu betreuen und zu modernisieren. Die in der Stiftungsurkunde von 1906 festgelegte Verpflichtung zur Gemeinnützigkeit bestimmt noch heute das Selbstverständnis und das wirtschaftliche Handeln des Unternehmens.
Wahrscheinlich ohne Parallele in der deutschen Wohnungswirtschaft verknüpft die Margarethe Krupp-Stiftung dabei privatwirtschaftliches und kommunales Engagement.
Die Geschicke der Stiftung werden unter dem Vorsitz des Essener Oberbürgermeisters vom Aufsichtsrat, der zur Hälfte von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und der Stadt Essen bestellt wird, kontrolliert und begleitet. Ein geschäftsführender und ein nebenamtlicher Vorstand leiten und vertreten die Stiftung. Diese Vorgaben aus der Stiftungsverfügung haben sich bis heute nicht geändert.
Auch in Zukunft wird die Arbeit der Stiftung davon geleitet sein, im Sinne der Stifterin den Charakter der Margarethenhöhe zu bewahren - ohne auf moderne Aspekte zu verzichten – und ihren Bewohnern eine besondere Stadtteilqualität zu sichern.
Die Margarethe Krupp-Stiftung ist Mitglied im Bundesverband deutscher Stiftungen Berlin und im Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen e.V. Düsseldorf. Sie unterliegt der Stiftungsaufsicht der Bezirksregierung Düsseldorf.
Mythos Margarethenhöhe
Die Faszination der Margarethenhöhe hat viele Gründe: die Ausstrahlung des malerischen Ensembles, die enorme Beliebtheit bei ihren Bewohnern, das gelungene Gesamtkonzept. Der Ursprung des Mythos Margarethenhöhe liegt aber in der sozialen Vision einer weitblickenden Frau sowie eines Baumeisters, der diese in Stein umsetzen konnte.
Als sich Margarethe Krupp (1854-1931) zur Stiftung entschloss, war die Welt im Umbruch. Der Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft war in vollem Gange und betraf eine Stadt wie Essen natürlich ganz besonders. Die Wohnverhältnisse waren oft unwürdig, Klassendenken noch selbstverständlich. Mit der Umsetzung der Margarethenhöhe gelang eine zukunftsweisende Antwort auf drängende Probleme der Zeit – klassenübergreifend und mit einer Fortschrittlichkeit, die selbst heute noch erstaunt.
Den Beginn kennzeichnet jedoch eine Hochzeit. Am 15. Oktober 1906 heiratet in der Villa Hügel Bertha Krupp den Legationsrat Gustav von Bohlen und Halbach. Sogar der Kaiser war anwesend. An den Essener Oberbürgermeister Holle schreibt Margarethe Krupp: „Aus Anlass der Vermählung meiner Tochter Bertha will ich eine Stiftung errichten, die vor allem der Wohnungsfürsorge minderbemittelter Klassen dienen soll.“ Dazu zählten damals respektable Berufsgruppen wie Angestellter, Arbeiter oder Beamter.
Nach dem Tod ihres Mannes Friedrich Alfred Krupp (†1902) sah Margarethe Krupp ihre eigentliche Aufgabe in der Fortsetzung der Kruppschen Wohlfahrtspflege. So stattete sie ihre Stiftung 1906 mit einem Vermögen von 50 ha Grundbesitz und 1 Million Mark aus. Ein Jahr später überließ sie der Stadt Essen weitere 50 ha Wald. Er umschließt bis heute als unbebaubare Grünfläche das Stiftungsgelände. 1937 schenkten Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach aus Anlass des 150jährigen Bestehens der Gussstahlfabrik weitere 15 ha Bauland.
Als Glücksgriff erwies sich die Auswahl des erst 34jährigen Georg Metzendorf. In 29 Bauabschnitten von 1909 bis 1934/38 errichtete er mit der ersten Gartenvorstadt Deutschlands ein Werk, das bis heute zu den Leitbildern des „Humanen Städtebaus“ zählt. Kleinste Einheit war das Klein-Wohnhaus, dessen Konzept er 1908 auf der „Hessischen Landesausstellung für freie und angewandte Kunst“ vorgestellt hatte. Ein Haus mit höchst innovativen Ausstattungsdetails: einer ökonomischen und wärmesparenden Raumaufteilung, einer Zentralheizung und – damals revolutionär – einem Badezimmer. Im Grundprinzip ähnlich, im Detail verschieden gestaltet, war jedes Haus individuell und doch Teil eines einheitlichen Erscheinungsbildes.
Topografisch ist die Siedlung perfekt der Landschaft angepasst. Sie besitzt eine maßvolle Verdichtung der Bebauung und ein durchdachtes Verkehrs- und Wegenetz.
Sie finden so auch Eingang in die Erweiterung der Margarethenhöhe in den Jahren 1962-1966 und 1971-1980. Nach Plänen von Dr. Wilhelm Seidensticker konstruiert, spricht die „neue“ Höhe eine andere Formensprache. Farbig gestaltete, hohe und langgestreckte Häuser sind von großzügigen Naturflächen umgeben und schließen den Entstehungsprozess der Margarethenhöhe auf der Basis des sozialen Wohnens ab.
Orientierungspunkte mit Charme: Plätze der Margarethenhöhe
Die Margarethenhöhe ist ein sinnliches Erlebnis - und ein Gesamtkunstwerk, in dem alle Teile zueinander Bezug haben. Dies spiegelt sich auch in den Plätzen wieder. Einerseits sind sie bezaubernde Orte, die einladen zum Verweilen, auf denen Veranstaltungen stattfinden oder auf denen man sich trifft. Anderseits schaffen sie Raum und sind ordnende Orientierungspunkte in dem Siedlungsgefüge. Auf der Margarethenhöhe finden sich gleich vier Plätze, von denen jeder über einen eigenen Charakter verfügt: der Kleine Markt, der Giebelplatz, der Hauxplatz und der Robert-Schmohl-Platz.
Zentraler Bezugspunkt der Margarethenhöhe ist der Kleine Markt. Er ist bereits 1912 entstanden und noch heute einer der schönsten Platzanlagen des Ruhrgebietes. Er bildet den Mittelpunkt des urbanen Lebens in dem Stadtteil - auch für die Bewohner der „neuen“ Margarethenhöhe. Umsäumt ist er von den Laubengängen der flankierenden Häuserreihen, an den Stirnseiten zwei eindrucksvolle Gebäude: das „Gasthaus Margarethenhöhe“ und die ehemalige Kruppsche Konsumanstalt.
An der gotisierenden Rippenstruktur der „Konsumanstalt“ mit der etwas schroffen Wirkung lässt sich Architekturgeschichte studieren. 1994 umfassend restauriert, dient dieses historische Warenhaus als Supermarkt nun wieder seinem ursprünglichen Zweck.
Auf der gegenüberliegenden Seite, der Sonnenseite, residiert das ehemalige „Gasthaus zur Margarethenhöhe“, das Hotel M. Es bietet mittlerweile als Vier-Sterne-Plus-Hotel Komfort auf höchstem Niveau. Dazwischen also der Kleine Markt. Hier findet der Wochenmarkt statt, er ist pittoresker Ort kultureller Veranstaltungen, ein Treffpunkt zum Feiern. Wenn etwa die traditionsreiche Handballabteilung von TUSEM Essen einen großen Sieg zu verzeichnen hat. Was viele nicht wissen, dieser Verein ist auf der Margarethenhöhe beheimatet, das M im Namen weist darauf hin.
Zur Hotelseite zugeneigt steht Joseph Enselings Schatzgräberbrunnen, der in jedem Frühjahr neu zu rinnen und zu plätschern beginnt. 1912 ließ die Stadt den Brunnen aufstellen zum Dank an die Stifterin Margarethe Krupp und als „Sinnbild des Segens, welchen die Stiftung als nie versiegender Born Tausenden durch kulturelle und gesundheitliche Förderung zuteilwerden lässt.“ Der Spruch, den er trägt, erinnert an das Lebensmotto der Stifterin: „Grabet Schätze nicht mit Spaten, suchet sie in edlen Taten.“
Weniger spektakulär, aber nach den gleichen Anordnungsprinzipien wie der Kleine Markt, ist der Hauxplatz angelegt. An der südlichen Stirnseite durch das Schulgebäude begrenzt, geben die Platanenalleen, die vor den seitlichen Häuserreihen gepflanzt sind, dem Platz seine axiale Längsrichtung – und seine beschauliche Wirkung. Das Denkmal die „Säerin“ von Joseph Enseling am Rande der Zone ist eine Allegorie auf die Stifterin der Margarethenhöhe und unterstreicht den Charakter des Ortes. Auf Wunsch von Siedlungsbewohner wurde der Platz neu gestaltet, so dass er stärker als bisher zur öffentlichen Nutzung einlädt. Auf der Freifläche lässt es sich beschaulich ruhen und verweilen – auch mit Kindern.
Intimer geht es auf dem Giebelplatz zu. Er verdankt seinen Namen den wunderschön geschwungenen Giebelenden von acht Häuserreihen. Auf ihm steht ein Denkmal, das zu Ehren der Gefallenen der Weltkriege errichtet wurde. An jedem Volkstrauertag wird hier der Toten gedacht.
Wohn- und Lebensqualität für alle
Die Bewohner der Margarethenhöhe leben gerne in ihrem Viertel. Als eigenständiger Stadtteil bietet ihnen die Höhe dabei alles, was ein Wohnumfeld attraktiv macht. Neben der Naturnähe und dem einmaligen Ambiente sind dies die bereits erwähnten Einkaufsmöglichkeiten sowie der Wochenmarkt. Aber auch eine Grundschule, sowie eine evangelische und eine katholische Kirchengemeinde und zwei Kindergärten schaffen kurze Wege. Das ist vor allem für Familien mit Kindern wichtig. Außerdem gibt es eine eigene Polizeidienststelle und für Senioren stehen gleich verschiedene Begegnungsmöglichkeiten bereit.
In der Freizeit ist man beim TUSEM, dem Turn- und Sportverein Essen, Margarethenhöhe e.V., sportlich erstklassig aufgehoben. Zum Engagement lädt der Naturschutzbund Ruhr – Nabu ein und beim Künstlerkreis findet Kreativität ihren Ausdruck.
Für Wohn- und Lebensqualität sorgen aber auch gastronomische Betriebe wie der Hülsmannshof, das Gasthaus Altenau oder das „Gasthaus zur Margarethenhöhe“, das Weltläufigkeit in die Siedlung bringt.
Der Hülsmannshof ist eng mit der Entstehung der Margarethenhöhe verknüpft. Ein Großteil der Höhe ist auf Grund und Boden des ehemaligen Bauernhofs gebaut. Urkundlich seit dem 14. Jahrhundert belegt, hat die Stifterin das ländliche Anwesen 1904 gekauft. Unter Georg Metzendorf wandelte sich der Hof dann zur Gaststätte. Als Gartenlokal und Ausflugziel „Bauer Barkhoff“ erlangte er bald stadtweite Beliebtheit.
Der Fachwerkbau, dem Metzendorf noch einen zehn Meter langen Anbau zugefügt hatte, ist das einzige bauliche Zeugnis der Zeit vor der Errichtung der Margarethenhöhe. Neu renoviert empfängt der Hülsmannshof heute seine Gäste wieder als Speiselokal und Gartenwirtschaft in frischem Glanz.
Neben den Plätzen sind auch markante Gebäude Orientierungsanker der Siedlung. Am Kleinen Markt ist dies das Vier-Sterne-Plus-Hotel „Gasthaus zur Margarethenhöhe“. Dreiteilige Bogenfenster im Obergeschoss, die darüber liegende Arkadengalerie und das eindrucksvolle Walmdach vermitteln Anmut und Stolz zugleich. Grundlegend saniert, in einer Synthese von „historischer Authentizität“ und modernen Anforderungen, ist es heute ein Hotel- und Gastronomiebetrieb, der zugleich als Tagungsstätte internationales Flair verbreitet.
Ein markantes Gebäude von besonderer Symbolkraft für das Lebensgefühl der Margarethenhöhe ist der Brückenkopf am Eingang der Siedlung. Seine weite Freitreppe mit den seitlichen Zufahrtsrampen ist einladend gestaltet und grüßt von weitem. Andererseits vermittelt es quasi als Stadttor Schutz, Geborgenheit und Heimatgefühl. Vor allem zur Zeit der industriellen Zuwanderung sollte so das Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Siedlungsgemeinschaft gestärkt werden. Aber bis heute ist die Tatsache gewiss, dass sich die Bewohner der Margarethenhöhe einem besonderen Stadtteil zugehörig empfinden.
Aktuell sein und bewahren
Auch nach einem Jahrhundert ist die Margarethenhöhe ein lebendiges und gefragtes Stadtviertel. Die Menschen schätzen die Vorteile, die Wartelisten sind lang. Neuer, zusätzlicher Wohnraum wird in dem Stadtteil aber kaum mehr realisiert werden. Die Bauflächen sind ausgeschöpft. Die Arbeit der Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten daher im Wesentlichen auf die Pflege und Modernisierung des vorhandenen Wohnungsbestandes konzentriert.
Dabei geht es einmal um den behutsamen Erhalt der historischen Bausubstanz auf der „alten“ Margarethenhöhe – bei gleichzeitiger Modernisierung der Wohnungen auf aktuelle Standards. Mit 586 Gebäuden und 1.157 Wohneinheiten wurde hier am 12. November 1987 der größte Teil offiziell unter Denkmalschutz gestellt. Seitdem werden kontinuierlich umfassende denkmalpflegerische Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.
Seit 1987 werden auch die Gebäude der „neuen“ Margarethenhöhe unter ästhetischen und städtebaulichen Kriterien saniert. Bauphysikalische Mängel der aus den 1960er Jahren stammenden Häuser wurden grundlegend beseitigt. Und die gestalterischen Nachteile einer von Wohnungsmangel geprägten Bauweise wichen einem kreativen und optimistischen Erscheinungsbild. Durch die aufwändigen Maßnahmen gelang es, die öffentliche Wertschätzung auch der jüngeren Siedlungseinheit der Margarethenhöhe deutlich zu erhöhen. Die Wohneinheiten werden ohne öffentliche Bezuschussung modernisiert.
Besonderes Anliegen der Margarethe Krupp-Stiftung ist es natürlich, den Menschen auf der Margarethenhöhe eine besondere Stadtteilqualität zu bewahren. Gerade die Bewahrung von Gebäuden oder Plätzen im öffentlichen Raum trägt zur Identifikation der Bewohner mit ihrer Siedlung bei. Dafür hat die Stiftung erhebliche, auch finanzielle Anstrengungen unternommen.
So wurde der Kleine Markt 1994 in seine ursprüngliche Form zurückgebaut. Damit konnte eine der schönsten Platzanlagen des Ruhrgebietes wiederhergestellt werden. In diesem Zusammenhang wurde auch das ehemalige Konsumgebäude umfassend restauriert. Es dient als Supermarkt nun wieder seinem ursprünglichen Zweck.
Das ebenfalls am Kleinen Markt gelegene „Gasthaus zur Margarethenhöhe“ wurde auf höchstem Niveau saniert und baulich erweitert. Dabei wurde bewusst eine Synthese „historischer Authentizität“ mit modernen Gestaltungs-, Einrichtungs- und Technikaspekten angestrebt. Mit dem Standard eines Vier-Sterne-Plus-Hotels ist ein Hotel- und Gastronomiebetrieb entstanden, der zugleich als Tagungsstätte stadtweit und darüber hinaus erstklassige Maßstäbe setzt.
Der Umbau des „Gasthauses zur Margarethenhöhe“ gehört zu den größten Aktivitäten der Stiftung, ebenso wie die Restaurierung und Modernisierung des Hülsmannshofes. Mit dem ältesten Gebäude auf der Margarethenhöhe wurde ein traditioneller Gastronomiestandort einer neuen Zukunft zugeführt.
Außerdem wurde der Hauxplatz auf vielfach geäußerten Wunsch von Bewohnern der Margarethenhöhe neu gestaltet. So, dass er stärker als in der Vergangenheit zu einer öffentlichen Nutzung einlädt.
Zu den jüngsten Aktivitäten der Stiftung gehören: die Neugestaltung des Marktplatzes im Jahr 2001 und die Vervollständigung des Ensemble Brückenkopf durch den Neubau des im Krieg zerstörten rechten Gebäudes im Jahr 2007.